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The Story of B.B King

B.B. King war einer der bedeutendsten kreativen Interpreten des moderen Blues  wenn nicht der größte überhaupt. Mit seinen unerschöpflichen musikalischen Talent hat er die Welt des traditionellen Blues weit hinter sich gelassen und sich den Herausforderungen des Rock, Soul und Jazz gestellet. Auch hier gänzt er durch beispielloses Können und absolute Souveränität. Er ist der unbestittene König der Bluesgitarre, und seinem Einfluß konnte und kann sich kaum ein Gitarrist nach ihm entziehen.
Im Blues gibt es nur wenige Erfolgstorys. Natürlich wurden manche Musiker von ihrem Publikum fast abgöttisch geliebt und verehrt - etwa Ma Rainey und Bessie Smith, Leroy Carr und Lonnie Johnson, Big Bill Broonzy, Muddy Waters, Howlin´ Wolf, und Jimmy Reed. Sie hatten Erfolg, doch er war sowohl zeitlich als auch geographisch und finanziell begrenzt und beschränkte sich zudem auf den arfo-amerikanischen Bevölkerungsteil der USA.
Wenigen Bluessängern und -sängerinnen ist es gelungen, diese Schallmauer zu druchbrechen, und auch für diese Ausnahmen kam der Erfolg zu spät in ihrer Laufbahn, um ihre Kunst nennenswert zu beeinflussen. John Lee Hooker hatte möglicherweise seinen "Platz an der Sonne" gefunden.  Niemand hätte von ihm erwarten, musikalisch noch neue Wege einzuschlagen; wahrscheinlich würden die wenigsten es überhaupt wollen.. Aber wenn wir die Laufbahn B.B. Kings betrachten, haben wir es mit einer völlig anderen Art von Erfolgsstory zu tun. Kings Leben begann auf der untersten Sprosse der Leiter: Er wurde am 16.09.1925  im Bundesstaat Mississippi   in der tiefsten Provinz geboren und wuchs in der Zeit der Wirtschaftskirse - der "Great Depression" der 30er Jahre - auf. Von dort unten hat er größere Höhen erklommen als jeder andere Bluessänger, ja praktisch als jeder andere schwarze Künstler im Bereich der Musik. Er hat internationales Ansehen errungen, tritt in den größten Konzertsälen auf und erscheint in den schicksten Szene-Zeitschriften, spielt auf der Bühne die Rolle des "großen alten Mannes" des Rock und zeigt sich im Fernsehen als Idol der Pepsi-Generation.
 

Ein Altersvorteil

King ist nur acht Jahre jünger als John Lee Hooker, aber dieser kleine Unterschied hatte große Folgen. Ende der sechziger Jahre, als der Rock allmählich seine Schuld an den Blues abzuzahlen begann, war King noch jung und durchsetzungsfähig - und flexibel - genug, um sein neugewonnenes Ansehen in seine Laufbahn zu investieren und ihr eine andere Richtung zu geben. In der Zusammenarbeit mit Künstlern und Produzenten verschiedenster Prägung übernahm er nicht nur die Rolle des Lehrers, sondern auch die des Schülers. Er lernte, sowohl mit den Rhythmen des Rock als auch mit dem Material von Pop-Songschreibern und den Konzepten von Pop-Arrangeuren umzugehen.
Schwer zu sagen, ob B.B. King von Natur aus anpassungsfähig ist, oder ob er sich diese Eigenschaft mühsam aneignete. Wie dem auch sei - möglicherweise ist seine Anpassungsfähigkeit
seine größte Stärke; zumindest in den sechziger Jahren war sie es sicherlich. Aber er besaß noch einen weiteren Vorteil gegenüber all den Bluesmen, die sich in einer ähnlichen Lage befanden, ob nun Hooker, Muddy Waters oder Howlin´ Wolf, und anfangs erschien dieser Vorteil eher ein Nachteil zu sein: Er war dem Bluespublikum außerhalb der USA kaum bekannt.
Es stimmt, daß einige seiner Alben und sogar eine oder zwei Singles auf der anderen Seite des Atlantik - d.h. vornehmlich in Großbritannien - erschienen waren, und gelegentlich wurde sein Name auch in Musikzeitschriften erwähnt. Aber in jener Zeit bedeutete Blues für die Europäer vor allem Chicago-Blues, das heißt, die Musik von Muddy Waters, Howlin´ Wolf, Sonny Boy Williamson 2 und Jimmy Reed und vielleicht noch "Außenseitern" wie John Lee Hooker aus Detroit. Blues-Interpreten außerhalb dieses Zirkels wurden ignoriert, so rührig sie auch waren. Das führte zu seltsamen Verzerrungen: Musiker, die von B.B. King stark beeinflußt waren, etwa Buddy Guy, Magic Sam und Otis Rush, hatten außerhalb der USA einen größeren Namen als der Mann, dem sie so viel verdankten. Als Kings Name über die Grenzen seiner Heimat hinaus bekannt wurde, schränkte ihn - im Gegensatz zu vielen Musikern aus Chicago - kein Repertoire alter Hits ein, nach dem das Publikum immer wieder verlangte. Er konnte die Zukunft unbelastet angehen.
Dabei konnte King auf seine Vergangenheit durchaus stolz sein. Anfang 1962 gelang ihm sein großer Durchbruch. Die Möglichkeit zeichnete sich ab, landesweit ein multi-ethnisches Publikum zu erreichen: Er ging bei ABC-Records, einem großen Pop Label in New York, unter Vertrag. Zuvor hatte er ein Dutzend Jahre bei den in Los Angeles ansässigen Gebrüder Bihari verbracht und hatte Aufnahmen für deren Labels RPM, Crown und Kent eingespielt, die fast auschießlich in Plattenläden für schwarze Musik verkauft wurden. In diesen zwölf Jahren brachte er über 70 Singles und mehr als 25 Alben heraus - ein Vielfaches von dem, was Muddy Watersund Howlin´ Wolf zusammen produziert hatten.
Im Gegensatz zum Publikum des Chicago Blues waren Kings Zuhörer geographisch und altersmäßig breit gestreut. Sie waren nicht auf Chicago und ein paar Städte des Südens beschränkt, sondern verteilten sich auf das ganze Land. Zu ihnen gehörten auch viele jüngere Schwarze, die sich von Howlin´ Wolf und Waters´ rauhem, ungeschliffenen Southern Blues nicht angesprochen fühlten. "B.B. ist relaxed, Mann", sagte ein schwarzer Fan zum Journalisten Charles Keil. "Nicht dieses Gekrächze aus dem Bauch ... B.B. hat den Blues umgekrempelt und verfeinert - keine Mundharmonikas, kein Gestöhne oder Gejammere oder so´n Scheiß. Er hat den Blues auf Vordermann gebracht - er hat ihn eben modernisiert."

Ein Leben auf Tournee

An solchen Bemerkungen kann man erkennen, wie weit Riley B. King es gebracht hat. Seine Entwicklung ist typisch für die vieler Bluessänger: Er wurde am 16. September 1925 in der tiefsten Provinz in der Nähe von Itta Bena, Mississippi, geboren und verwaiste schon früh. Ohne die Musik hätte er sein Leben wohl wie viele seiner Altersgenossen als Landarbeiter verbracht, in einem sozialen System, das Armen keine Chance gab, der Armut zu entkommen. Selbst als Musiker hätte er es vielleicht nicht weiter als bis zum ländlichen Juke-Joint Blues gebracht - die Musik, die der oben zitierte Fan "Gekrächze aus dem
Bauch" nannte. Doch Kings Mischung aus Talent und Persönlichkeit und vor allem seine Fähigkeit, fremde Einflüsse aufzunehmen und zu verarbeiten, brachten ihn weiter.Mit sieben oder acht Jahren begegnete er seinem Schicksal - der Gitarre. Ein ortsansässiger Prediger, Archie Fair, der mit Rileys Onkel verwandt war, kam öfter zu Besuch. "Dann legte er seine Gitarre aufs Bett", erinnerte sich King viele Jahre später, "und ich hab mich hingeschlichen und darauf gespielt. Einmal hat er mich erwischt und mir ein paar Akkorde beigebracht - C, F und G." Später, als Teenager, schloß sich Riley einer Gospel-Gruppe im nahegelegenen Indianola an.
Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs zog er nach Memphis, wo er zunächst bei seinem Cousin unterkam, dem Bluessänger und -gitarristen Booker White. Mit der Hilfe von Sonny Boy Williamson 2 gelang es ihm, als Gitarrist in einem Cafe unterzukommen. Dazu kam ein täglicher zehnminütiger Spot bei WDIA, einem der ersten schwarzen Radiosender. Schon bald spielte er nicht nur seine eigene Musik, sondern auch die anderer, nämlich als DJ im Sepia Swing Club. Dieser Job war ihm wie auf den Leib geschrieben, denn er war ein richtiger Platten-Fan, und im Laufe der Jahre brachte er es zu einer riesigen Sammlung. Etwa zu dieser Zeit legte er sich auch den Namen "The Beal Street Blues Boy" zu, was bald zu "Blues Boy" King wurde, und kurze Zeit später zu B.B. 1950 begann Kings langjährige Zusammenarbeit mit den Gebrüdern Bihari, und 1952 landete er seinen ersten Hit auf ihrem Label RPM mit dem damatischen "Three O´Clock Blues", der 15 Wochen lang auf Platz Eins der nationalen R&B-Hitliste blieb. Im gleichen Jahr gelangte auch "You Didn´t Want Me", "You Know I Love You" in die R&B-Top-Ten, ebenso wie "Woke Up This Morning" und "Please Love Me", "You Upset Me, Baby", "Sweet Little Angel", "Please Accept My Love" und "Sweet Sixteen". Im Laufe dieser zehn Jahre entwickelte er seinen Gesangs- und Gitarrenstil, der viele Einflüsse aufwies und doch eine höchst persönliche Ausdrucksform darstellte.
 

Klassiker des Blues

Am wichtigsten aber war, daß das neu erwachte Interesse des weißen Amerika am Blues den Musiker King auf völlig neue Bühnen katapultierte - zum Beispiel auf die des Clubs Fillmore East in New York und des Fillwore West in San Francisco. Dort trat B.B. mit Rockgrößen wie Johnny Winter und Mike Bloomfield auf, die ihn dem Publikum als "den größten lebenden Bluesgitarristen" vorstellten.
Auch sein Song-Repertoire war beachtlich. Neben alten Publikumsrennern wie "Sweet Little Angel" und "Sweet Sixteen" kamen als Gegengewicht auch starke neue Songs zum Zug, etwa "Paying the Cost To Be The Boss", "Don´t Answer The Door" und "Why I Sing The Blues". Die meisten davon hatte King selbst geschrieben oder zumindest seine Hand dabei im Spiel gehabt. Aber der Song, der zum Wendepunkt werden sollte, stammte von einem anderen. "The Thrill Is Gone" aus dem Album Completly Well war ein langsamer Blues in Moll, der fast 20 Jahre zuvor von einem damals unbekannten Sänger der Westküst, Roy Hawkins, eingespielt worden war.
King brachte keine einfache Neuauflage dieses Songs heraus, sondern er veränderte ihn und sang ihn zur verhaltenen, aber ausdrucksvollen Begleitung von Gitarre und Piano. Besonders effektvoll war das zusätzliche Streicherarrangement. In der R&B-Hitliste kletterte er auf die oberen Plätze, und dann wurde ihm ein Erfolg zuteil, den seit Jahren kein Bluessänger geschafft hatte: "The Thrill Is Gone" landete tatsächlich in den Top 20 der Pop-Charts.
Anfang der siebziger Jahre hatte B.B. King es zweifelflos geschafft - wie jemand es treffend formulierte: "Er ist der absolute Boß der Bluessänger." Kühn wagte er sich auf Blues-Neuland und trat im Mekka des Showbiz auf: im Ceasar´s Palace in Las Vegas, wo er ein begeistertes Publukum von den Sitzen riß. Millionen sahen ihn im Fernsehen in populären amerikanischen Talk-Shows, wie z.B. in Johnny Carsons Tonight Show.
Wie schon Muddy Waters und Howlin´ Wolf vor ihm, machte B.B. King eine Platte in London, und zwar zusammen mit Ringo Starr und Alexis Korner. Darauf folgte 1972 das Album LA Midnight, mit zahlreichen Gästen aus der Rock- und Jazzwelt. Nebenbei wurde B.B. King zum meistbeschäftigten Globetrotter des Blues, trat bei internationalen Blues- und Jazz-Festivals auf und stattete im Namen des amerikanischen Außenministeriums mehreren afrikanischen Staaten einen Besuch ab.
"B.B.s Ziel", so Manager Seidenberg, "war schon immer, ein amerikanischer Botschafter des Blues zu sein, so wie es Louis Armstrong und Frank Sinatra für den Jazz waren." Aber auch für seine Heimat hatte B.B. eine Botschaft, nämlich die, daß auch Schwarze es im Musik-Establishment zu etwas bringen können. Die Zeitschrift Ebony verlieh ihm einen Preis nach dem anderen, aber noch befriedigender war für ihn vermutlich, 1972 vom Gouverneur von Mississippi mit einem "B.B. King Day" geehrt zu werden und 1975 von der National Association for the Advancement of Colored People ein Image Award zu erhalten. Aber bei seinen Plattenveröffentlichungen zeigte sich eine eindeutige Verlagerung weg vom Blues-Repertoire.
 

Neue Ziele

1978 gestand er dem britischen Pianisten Pete Wingfield (der mit ihm am Londoner Album gearbeitet hatte): "Seit ein paar Jahren ist bei mir die Luft raus. Je älter ich werde, desto mehr wehre ich mich gegen die alte Routine. Ich stecke mir jetzt höhere Ziele - wenn ich als Songschreiber nichts Neues mehr zu sagen habe, dann laß´ ich´s gleich ganz bleiben. Außerdem produzieren andere heutzutage so viele gute Stücke, daß ich schön blöd wäre, sie nicht zu verwenden."
Zu dieser Zeit war er zum Management Seidenbergs zurückgekehrt. Musikalisch war er eine Allianz mit der äußerst erfolgreichen Jazz-Funk-Band The Crusaders eingegangen, die in dem gemeinsamen Album Midnight Believer kulminierte. Im folgenden Jahr unterschieb er einen neuen Plattenvertrag mit MCA und nahm dies zum Anlaß, eine weitere Platte mit The Crusaders zu machen, Take it Home. Immer noch zeigte er wenig Bereitschaft, zum eigentlichen Blues zurückzukehren, wie Alben der frühen achtziger Jahre erkennen lassen, etwa There Must be a Better World Somewhere und die etwas countrymäßige Scheibe Love Me Tender. Aber mittlerweile störte das nicht mehr: Millionen kannten ihn als B.B. King, den absoluten König des Blues, und ob seine Platten nun viel "echten" Blues enthielten oder nicht - darüber regten sich nur kleinliche Spezialisten auf.
Außerdem spiegelten die Platten nicht unbedingt seine Bühnenshows wider. Vor ein paar Jahren, in der Londoner Royal Albert Hall, gab er immer noch eine gute alte Nummer nach der anderen zum besten. Nach wie vor legt B.B. King sich ins Zeug und erforscht neue Wege. Gleichzeitig ist ihm sehr wohl bewußt, wo seine Wurzeln liegen, und wie er es geschafft hat, ganz nach oben zu kommen. Dieser Weg ist von Meilensteinen des Blues gesäumt. An B.B. ist alles echt: Ob Freude oder Trauer, Liebe oder Liebeskummer - er hat alles am eigenen Leibe erfahren. Wenn er in seiner Musik davon erzählt, dann geht das einfach unter die Haut.
 


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